In Summe entwickelt sich der Zubau in Deutschland zum Ende des Q3/2025 fast identisch zu den beiden Vorjahren. Ein genauerer Blick in die Zahlen offenbart jedoch, dass der Markt zunehmend von großen Freilandanlagen dominiert wird, während die Nachfrage nach dezentralen Dachanlagen sowie der Speicherbereich stetig an Dynamik verlieren und die gesetzten Ziele verfehlt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) sieht den PV-Zubau dennoch positiv und droht der angeschlagenen Branche mit einer Abbremsung der Energiewende.
Gleicher Zubau, ungleich verteilt
4,251 GWp wurden im dritten Quartal 2025 zugebaut – und somit fast genau die gleiche Leistung wie in den beiden Vorjahren. Hiermit enden jedoch die Gemeinsamkeiten, denn die Verteilung nach Anlagensegmenten verdeutlicht große Unterschiede. Machten in den vergangenen Jahren bisher Anlagen bis 1.000 kWp den Löwenanteil des Gesamtzubaus aus (2023: 73 %, 2024: 65 %), sind es nun die Großanlagen, die den Markt tragen: Gut 57 % der bei der Bundesnetzagentur registrierten Leistung entfällt auf Projekte über 1.000 kWp, Der Markt hat sich also komplett gedreht.
„Die Branche entwickelt sich anders, als die Politik es wahrnimmt“, sagt EWS-Firmengründer Kai Lippert. „Der Monitoring-Bericht des BMWE vermittelt ein Bild von Zielerreichung, die es so beim PV-Zubau nicht gibt. Der Markt stagniert und bricht insbesondere im privaten und mittelständischen Bereich ein. Die undifferenzierte Analyse der Wirtschaftsministerin gefährdet das größte Arbeitsplatz- und Zukunftspotenzial der Energiewende.“
Bundeswirtschaftsministerin Reiche will die Erneuerbaren Energien zukünftig „markt- und systemdienlich fördern“ und plant hierzu unter anderem die Abschaffung der fixen Einspeisevergütung sowie die vollständige Beendigung der Vergütung bei negativen Strompreisen. Für Neuanlagen soll außerdem die Direktvermarktung des produzierten Stroms verpflichtend werden. Diese Maßnahmen würden vor allem die Dachanlagen treffen, also die Segmente, die ohnehin stark rückläufig sind. Deutlich längere Amortisationszeiten wären die Folge.
Noch gibt es kein entsprechenden Gesetzesvorhaben, doch allein die Ankündigungen verfestigen sich beim ausführenden Handwerk die Zukunftssorgen. Dies zeigt u. a. Herbstumfrage des ZVEH, der als Innungsverband für Elektrotechnik, Informationstechnik und Elektromaschinenbau knapp 48.000 Unternehmen mit über 500.000 Beschäftigten vertritt. Hiernach sind im früheren Wachstumsfeld „Erneuerbare Energien“ die Umsatzanteile zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. Die Rückgänge sind laut ZVEH der Tatsache geschuldet, dass die Verbraucher/innen bezüglich der Energiewende verunsichert seien. Verursacht hätte dies die Politik. Sollte nicht entschlossen gegengesteuert, sondern die Energiewende weiter ausgebremst werden, rechnet der Verband mit einem Abwürgen eines wichtigen Wirtschaftsimpulses.
Keine Erholung nach der Sommerpause
Die von vielen erhoffte Belebung des Marktes nach der Sommerpause, insbesondere des Eigenheim- und Gewerbebereichs, ist im September 2025 leider ausgeblieben. Mit 836 MWp liegt das Gesamtergebnis aktuell (Stand: 13.10.2025) vor den üblichen Nachmeldungen auf dem niedrigsten Wert seit Dezember 2022. Dies entspricht knapp 56 % weniger als noch im August 2025 und ein Drittel weniger als vor einem Jahr.
Wie unsere Auswertung dokumentiert, ziehen sich die Verluste durch alle Anlagenklassen. Auch bei Speichersystemen ordnet sich der Zubau mit nur 368 MWh sehr deutlich unter dem Vorjahreszeitraum und um ca. ein Fünftel niedriger als noch im Vormonat ein.
Lichtblick für Bauwillige: Niedrige Systempreise und freie Kapazitäten im Handwerk
Die Investition in eine Solarstromanlage bleibt äußerst attraktiv. Derzeit können Kaufinteressierte nicht nur mit der vollen Aufmerksamkeit des Fachhandwerks rechnen, auch die PV-Systempreise sind laut einer Analyse der Vergleichsportale Selfmade Energy und Verivox seit Jahresbeginn um 15 % gesunken, die Kosten für eine Solaranlage mit Speicher um rund 8 %.
„Die Voraussetzungen für den PV-Ausbau waren sehr lange nicht so günstig wie jetzt – die Systempreise sind niedrig, die Kapazitäten im Handwerk vorhanden“, erklärt EWS-Geschäftsführer Jan Paul Dahm nachdrücklich. „Solange allerdings das Vertrauen in stabile politische Rahmenbedingungen fehlt, bleiben viele Projekte in der Schublade,“ schränkt der Sohn des Firmengründers ein.
An den politisch vorgegebenen Ausbaupfad von 1.631 MWp/Monat kommt der Zubau nach dem dritten Quartal 2025 nicht heran. Insgesamt wurden im aktuellen Jahr Anlagen mit einer Leistung von 11,8 GWp (im Durchschnitt also 1.315 MWp monatlich) neu registriert. Das entspricht einem Minus von rund 470 MWp gegenüber 2024.
Weitere Auswertungen zur Entwicklung des Zubaus sowie Details zur Einspeisevergütung finden Interessierte unter dem nachfolgenden Link.
Link: Bundesnetzagentur – EEG-Zubauwerte und Fördersätze
Link: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – Klimaneutral werden – wettbewerbsfähig bleiben